„Integrated rural development“ ist ein wissenschaftlicher Themenbereich, für den es inzwischen eine erhöhte Nachfrage sowohl von nationaler als auch von internationaler Seite gibt. Andere europäische Staaten haben die Notwendigkeit und Chance bereits erkannt und verstärken ihre Bemühungen, den starken Wandel in ländlichen Räumen unterstützend wissenschaftlich zu begleiten und damit dem von der OECD geforderten Paradigmenwechsel bei der Planung und Entwicklung ländlicher Räume Rechnung zu tragen.
Auch in Deutschland kommt den ländlichen Räumen eine große Bedeutung als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum zu. 65% der Bevölkerung lebt außerhalb von Großstädten, über 75% aller deutschen Gemeinden haben weniger als 5000 Einwohner. Der überwiegende Teil der Wirtschaftsbetriebe liegt in Gemeinden und Mittelstädten und der überwiegende Anteil der Verkehrs- und Sozialinfrastruktur befindet sich in ländlichen Räumen. Damit stellen ländliche Räume wirtschaftlich ein äußerst wichtiges Potenzial in Deutschland dar, dessen Erhaltung und Weiterentwicklung von zentralem Interesse ist.
Durch die z.T. drastisch veränderten Rahmenbedingungen (Veränderung der Rolle der Landwirtschaft, demographischer Wandel, Umbau der EU Agrarpolitik, Klimawandel) bei gleichzeitig steigenden gesellschaftlichen Anforderungen bzw. Erwartungen an ländliche Räume (Freizeitangebot, Bereitstellung von nachwachsenden Rohstoffen und anderen Naturressourcen wie Trinkwasser, Frischluft, Bodenschätze, ökologischer Ausgleichsraum) ist eine Situation entstanden, die eine neue Form von Entwicklungskonzepten erfordert, welche die bisherige sektorale Betrachtung ländlicher Räume verlassen und sowohl eine Integration ökonomischer, ökologischer und sozialer Faktoren beinhalten als auch ein hohes Maß an Innovation aufweisen müssen.