Nachhaltigkeitsbewertung und -bewusstsein entlang der „textilen Kette“ am Beispiel ausgewählter Unternehmen – Ein didaktisches Modell zur Vermittlung von „Transformative Literacy“ im Rahmen schulischer Bildungsprozesse und Lehrerbildungsangebote
Led by: | Prof. Dr. Christiane Meyer |
Team: | Christine Höbermann, M.A. |
Year: | 2020 |
Date: | 04-05-17 |
Funding: | Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) |
Duration: | 2017-2020 |
Further information | www.fashionforfuture-education.net |
Projektbeschreibung:
Die Wertschöpfungskette von Kleidung ist im Geographieunterricht ein sehr gut geeigneter exemplarischer Kontext zur Veranschaulichung von Globalisierungsprozessen sowie damit einhergehender Probleme, der sich insbesondere für die Entwicklung von ethischer Urteilskompetenz sowie Gestaltungskompetenz im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) anbietet. Chancen, aber auch Gefahren globalisierter Produktionsprozesse für Menschen sowie Umweltbelastungen werden im Bereich der Textilproduktion besonders deutlich. Kleidung hat einen direkten Bezug zu den Interessen und der Lebenswelt von Jugendlichen im Prozess der Persönlichkeitsbildung und Werteorientierung. Daher ist ein zentrales Ziel dieses Vorhabens, über innovative Unterrichtsangebote Kenntnisse zur textilen Kette zugänglich zu machen und die Reflexion von Werten im Rahmen einer holistischen Werte-Bildung anzuregen, um damit eine differenzierte Sicht auf wirtschaftliche Prozesse zu ermöglichen und Schritte zu einem veränderten Konsumverhalten anzustoßen.
Zunächst gilt es zu analysieren, welche Stationen der Bekleidungsproduktion hinsichtlich einer Nachhaltigkeitsbewertung relevant und didaktisch geeignet sind. Forschungslücken (z. B. hinsichtlich der Umweltbelastungen durch Transportwege, neuere Entwicklungen zu Angeboten mit Bio-Baumwolle) sollen gefüllt werden, um eine aktuelle und möglichst vollständige fachliche Grundlage für didaktische Materialien zu schaffen. Zudem sollen unter Partizipation von Jugendlichen Videovignetten erstellt werden, die Ausschnitte aus Interviews von Jugendlichen mit der Unternehmensleitung oder anderen Verantwortlichen vor allem von noch zu bestimmenden, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie einem Professor der Wirtschaftsgeographie zeigen. Diese werden zum einen mit Studierenden im Bachelorstudiengang in Seminaren der Didaktik der Geographie, zum anderen mit Schülerinnen und Schüler (SuS) der Sekundarstufe II kooperierender Schulen im Rahmen eines Seminarfachs entwickelt und für das didaktische Modell aufbereitet.
Um einen Beitrag zu Nachhaltigkeitsbewertung, -bewusstsein und -handeln im Rahmen schulischer Bildungsprozesse zu leisten, sind Unterrichtseinheiten zu entwickeln, zu erproben, zu verbreiten bzw. im schulischen Bereich zu etablieren, die abgesehen von der fachlichen Komplexität auch Emotionen bzw. Wertefühlen berücksichtigen und die Reflexion von Werten initiieren. Hierbei soll ein holistisches Modell zur Werte-Bildung für unterschiedliche Schulformen (Gymnasien, Gesamtschulen, Realschulen, Hauptschulen) zugrunde gelegt werden. Ein zentrales Ziel ist in diesem Projekt, SuS bei der Entwicklung von Kompetenzen zum „Erkennen – Bewerten – Handeln“ zu unterstützen. Sie sollen – unter Anknüpfen an ihre Lebenswelt – zunächst Risiken einer nicht-nachhaltigen Bekleidungsproduktion für Mensch und Umwelt erkennen. Die Videovignetten dienen schließlich dazu, vertiefte Einblicke aus unterschiedlichen Perspektiven auch im Hinblick auf Maßstäbe zur Bewertung von Nachhaltigkeit zu gewinnen. Die KMU differenter Unternehmensgröße sollen jeweils unterschiedliche alternative Wege eingeschlagen haben und zudem über verschiedene Erfahrungen und Hintergründe ihrer Unternehmensgeschichte verfügen.
In einem Planspiel sollen auf Basis weiterer Literatur, die auch Wertorientierungen neuer Ansätze in der Ökonomie aufzeigen, Kriterien zur Nachhaltigkeitsbewertung diskutiert werden, um einen Wandel der destruktiven Praxis hin zu verantwortungsbewusstem Produzieren zu befördern. Im letzten Schritt der Unterrichtseinheiten werden die Erkenntnisse wieder auf die Lebenswelt der SuS transferiert und Schritte zu einem nachhaltigen Konsum bzw. verantwortungsbewusstem Handeln entwickelt.
Innovativ wird das Projekt dadurch, dass es neue Daten und Fakten für die Bildungsarbeit generieren möchte und in der schulpraktischen Umsetzung bewusst den Fokus auf Nachhaltigkeitsbewertung, Werte-Bildung, Bewusstseinsbildung und Handlungsoptionen legt. Die im Rahmen des Projekts erstellten Videovignetten sollen zusammen mit den erprobten Materialien kostenlos online zur Verfügung gestellt werden. Über das didaktische Modell zu Nachhaltigkeitsbewertung, -bewusstsein und -handeln wird ein Beitrag zu einer transformativen Bildung im Rahmen einer großen Transformation, wie sie vom WBGU gefordert wurde, geleistet. Das Projekt ist daher an den Wissensarten einer „Transformative Literacy“ orientiert. Im Rahmen von Lehrerfortbildungen wird über die Einbettung in diesen theoretischen Rahmen eine Transformationsbildung unterstützt. Durch Lehrerfortbildungen und die Integration in die 1. Phase der Lehrerbildung soll damit dem Ziel des UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ Rechnung getragen werden, Lehrkräfte als „Change Agents“ für eine nachhaltigere Gesellschaft auszubilden.